
Wurzelfäule bei Cannabis: Ursachen, Warnsignale & Behandlung
Die Wurzelfäule ist eines der häufigsten Probleme im Cannabisanbau. Besonders heimtückisch ist, dass sie im Verborgenen entsteht und oft erst bemerkt wird, wenn bereits erhebliche Schäden entstanden sind. Umso wichtiger ist es, dass du die Ursachen kennst, um Wurzelfäule bei Cannabispflanzen von Anfang an zu vermeiden. Erfahre mehr dazu im folgenden Beitrag.
Wie fehlender Sauerstoff Wurzelfäule begünstigt
Cannabiswurzeln brauchen sowohl Wasser als auch Sauerstoff. In einem gesunden Substrat wechseln sich daher feuchte und leicht abgetrocknete Phasen stetig ab. Beim Gießen füllen sich die Poren zunächst mit Wasser; anschließend kann ein Teil ablaufen oder verdunsten, sodass frische, sauerstoffreiche Luft nachströmt.
Gießt Du jedoch zu häufig, zu großzügig oder obwohl die Erde im Inneren noch feucht ist, bleibt das Substrat dauerhaft nass. Die Luftporen bleiben dann mit Wasser gefüllt und die Wurzeln erhalten zu wenig Sauerstoff. Dieser Sauerstoffmangel schafft dann ideale Bedingungen für die Entwicklung von Wurzelfäule.
Weitere Risikofaktoren in der Umgebung
Wurzelfäule entsteht nicht nur durch zu viel Wasser oder Sauerstoffmangel. Auch die äußeren Bedingungen rund um die Pflanze spielen eine entscheidende Rolle. Selbst bei optimalem Gießverhalten können bestimmte Faktoren das Risiko für Fäulnis deutlich erhöhen. Dazu zählen die im Folgenden erwähnten Faktoren.
1. Schlechte Drainage: Selbst wenn Du nicht viel gießt, kann es passieren, dass die Wurzeln dauerhaft im “Sumpf” stehen, beispielsweise durch
- Töpfe ohne oder mit zu kleinen Abzugslöchern,
- Untersetzer, in denen ständig Wasser stehen bleibt,
- verdichtete Erde, die das Wasser „staut“ oder
- keine oder zu dünne Drainageschicht (z.B. Blähton unten im Topf).
2. Falsches oder zu dichtes Substrat: Nicht jede Erde eignet sich gut für Cannabis. Typische Fehler sind
- schwere Gartenerde oder ein zu hoher Lehmanteil,
- zu wenig grobe Bestandteile (Perlite, Coco, Blähton etc.) oder
- stark verdichtetes Substrat (z. B. wenn man die Erde zu fest in den Topf drückt).
3. Stauhitze und hohe Temperaturen im Wurzelbereich: Wenn der Wurzelbereich zu warm wird (z. B. durch direktes Licht auf den Topf, Heizmatten, sehr warme Raumluft) und gleichzeitig viel Feuchtigkeit enthält, wird das Wachstum von Pilzen und Bakterien beschleunigt. Das wird in Hydro- oder DWC-Systemen extrem deutlich, gilt aber auch für Erde. Warme, nasse Erde ist viel anfälliger für Fäulnis als kühle, gut belüftete Erde.
4. Zu große Töpfe für zu kleine Pflanzen: In einem sehr großen Topf ist viel Substrat vorhanden, das beim Gießen komplett durchweicht wird. Jedoch wird nur ein kleiner Teil von den Wurzeln aktiv genutzt. Der äußere Bereich bleibt lange nass, trocknet nur sehr langsam, und genau dort können sich Fäulniserreger bestens ausbreiten.

Wie Erreger in den Wurzelbereich gelangen
Wurzelfäule entsteht nicht nur durch zu viel Wasser, sondern kann auch eine Kombination aus Milieu und Erregern sein. Typische Ursachen, wie Erreger überhaupt in den Wurzelbereich kommen, können sein:
- Verwendung von alter, bereits benutzter Erde, in der schon abgestorbene Wurzeln oder Krankheiten vorhanden waren.
- Nicht gereinigte Töpfe von vorherigen Grows.
- Kontaminiertes Gießwasser (z. B. stehendes Wasser in Kanistern, offene Behälter, verdreckte Tanks).
- Organische Reste, die schlecht abgebaut werden und ein Faulmilieu bilden.
All dies fördert die Entstehung von Mikroorganismen, die sich besonders wohl fühlen, sich ausbreiten und das Leben Deiner Pflanze bedrohen.
Wurzelfäule in Hydro-Systemen (DWC, NFT, etc.)
Auch in hydroponischen Systemen oder bei Coco kann Wurzelfäule entstehen. Nur sehen die Ursachen dort etwas anders aus:
- Die Wassertemperatur ist häufig zu hoch (meist über ~22–23 °C).
- Es ist zu wenig Sauerstoff im Wasser (zu schwache Luftpumpe, zu wenig Sprudelsteine, Verstopfungen).
- Es finden sich ein Biofilm und Dreck in Tanks, Schläuchen und Leitungen.
- Stehende Nährlösung, die nicht regelmäßig gewechselt oder gefiltert wird.
Zwar ist Coco luftiger als Erde, aber Wurzelfäule kann trotzdem auftreten, wenn:
- viel zu häufig gegossen wird,
- Töpfe nie wirklich abtrocknen,
- die Drainage fehlt oder der Ablauf blockiert ist oder
- Nährlösung im Untersetzer stehen bleibt
Dauerstress für Cannabispflanzen und mangelnde Hygiene
Wenn die Cannabispflanze ohnehin gestresst ist, zum Beispiel durch eine zu starke Düngung, Temperaturschwankungen oder einem pH-Wert weit außerhalb des Optimalbereichs, werden die Wurzeln geschwächt und regenerieren sich schlechter. Kommen dann noch Feuchtigkeit, wenig Sauerstoff und Keime hinzu, entwickelt sich Wurzelfäule viel schneller.
Des Weiteren können durch verschmutzte Gießkannen, Schläuche, Tanks und Werkzeuge (z. B. Scheren, Messer etc.) unerwünschte Mikroorganismen in großer Zahl in den Wurzelbereich gelangen. Solange das Milieu gesund ist (luftig, nicht zu nass), ist das meist kein Drama, aber sobald Überwässerung oder schlechte Drainagen dazu kommen, haben diese Keime leichtes Spiel.
Wurzelfäule: Achte auf diese Symptome
Obwohl sich das eigentliche Problem unten im Topf befindet, kannst Du die ersten Anzeichen für Wurzelfäule oben an der Pflanze erkennen. Die Blätter fangen an gelb zu werden, wirken schlapp oder hängen herunter, als hätten sie einfach keine Kraft mehr. Das Wachstum kommt ins Stocken, neue Triebe bleiben klein oder bleiben ganz aus.
Achtung: Die Cannabispflanze sieht manchmal aus, als bräuchte sie mehr Wasser, obwohl das genaue Gegenteil das Problem ist.
Wenn Du den Verdacht hast, lohnt sich ein Blick auf die Wurzeln. Dafür ziehst Du die Pflanze vorsichtig aus dem Topf. Am besten den Topf leicht zusammendrücken oder von unten schieben, damit der Wurzelballen sich löst. Gesunde Wurzeln sind weiß bis leicht cremefarben, fest und riechen neutral. Kranke Wurzeln werden hingegen braun, fühlen sich weich oder matschig an und können sogar unangenehm faulig riechen.
Cannabispflanze retten oder neu anfangen?
Wenn mehr als etwa 50 % der Wurzeln betroffen sind, die Pflanze trotz aller Maßnahmen weiter abbaut, nicht mehr wächst oder schlapp bleibt, solltest Du mit dem Grow neu beginnen. Damit ersparst Du Dir viel Frust und Zeit, denn stark geschädigte Wurzeln erholen sich nur sehr langsam und manchmal gar nicht mehr.
Entscheidest Du Dich dennoch für den Versuch, die Cannabispflanze zu retten, gehe wie folgt vor:
- Befallene Wurzeln entfernen: Alles, was braun, schleimig, matschig oder faulig riecht, muss weg. Schneide lieber etwas großzügiger ab. Je weniger infiziertes Material zurückbleibt, desto besser stehen die Chancen, dass die Pflanze wieder gesund wird.
- Desinfektion: Eine milde H₂O₂-Lösung hilft dabei, Pilze und Bakterien abzutöten, ohne den Wurzeln zu schaden. Wichtig: Immer richtig dosieren! Zu starke Lösungen können die Wurzeln verbrennen, zu schwache bringen nichts.
- Umtopfen in frisches, luftiges Substrat Nutze ausschließlich frische Cannabis Erde oder ein neues Substrat. Dabei sollte das Substrat locker und gut durchlüftet sein. Verwende außerdem einen sauberen und desinfizierten Topf. Vergiss auch die Drainage nicht.
Damit gibst Du den Wurzeln die beste Chance, wieder in einen gesunden Rhythmus zu kommen.
Fazit
Wurzelfäule ist vermeidbar, wenn Du weißt, worauf es ankommt. Achte auf ein luftiges Substrat, saubere Arbeitsweise, passende Topfgrößen und vor allem auf ein sinnvolles Gießverhalten – dann haben Pilze und Bakterien kaum eine Chance. Erwischt es Deine Pflanzen dennoch, prüfe vorsichtig die Wurzeln. Sollten mehr als 50 % betroffen sein, beginne am besten mit einem neuen Grow. Denn trotz Rettungsmaßnahmen überleben die meisten Pflanzen leider nicht.








